Forschung mit Impact:
Expertise für Gleichstellungsbericht der Bundesregierung
Für das frisch veröffentlichte Gutachten im Rahmen des Vierten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung hat das Autor:innen-Team aus Michelle Geiter, Prof. Dr. Daniela Gottschlich, Lina Hansen, Laura Ortloff und Dr. Andrea Vetter eine umfassende Expertise verfasst. Damit zeigen sie, wie gesellschaftsgestaltendes, transformatives Forschen und Studieren geht: Mit einem interdisziplinären und talentfördernden Team, einem Thema von enormer gesellschaftlicher Relevanz und direktem praktischen Nutzen.
Ihre Expertise beleuchtet „Die Gleichzeitigkeit von Anthropozentrismus und Androzentrismus im Kontext der technikfixierten Bearbeitung der sozial-ökologischen Krise – Wirkungen und Alternativen im Feld der Forschungsförderung”, so ihr Titel. Es wird untersucht, inwiefern ausgewählte Strategien der deutschen Nachhaltigkeitspolitik und Programme der Forschungsförderung im Bereich Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit geprägt sind von Anthropozentrismus (d.h. von einem Fokus nur auf Menschen), Androzentrismus (d.h. von einem Fokus auf Männlichkeit und Männer als Maßstab) und Technofix (d.h. von einem Fokus auf rein technische Lösungen). Die Untersuchung zeigt, dass „Nachhaltigkeit“ in der deutschen Nachhaltigkeitspolitik meist als ökologische Modernisierung verstanden wird. Dabei liegt der Fokus vor allem auf technologischen Innovationen, Effizienzsteigerungen und marktorientierten Instrumenten. Diese technikzentrierte Sicht übersieht jedoch notwendige gesellschaftliche Veränderungen, die für die Bewältigung der sozial-ökologischen Krise entscheidend sind. Ein solches Nachhaltigkeitskonzept reproduziert bestehende Ungleichheiten, anstatt sie zu lösen.
Fragen nach ökologischer und sozialer Gerechtigkeit bleiben unzureichend beachtet. Gerechtigkeit wird in den untersuchten Strategien und Programmen, wenn überhaupt, dann stets in affirmativer Form adressiert (d.h. es geht um gerechtere Verhältnisse innerhalb bestehender Strukturen). Dies führt im Umkehrschluss zu einem Fokus auf den Erhalt bestehender gesellschaftlicher Strukturen, die andro- und anthropozentrisch angelegt sind. Perspektiven transformativer Gerechtigkeit (d.h. die Überwindung eben jener Strukturen) bleiben unberücksichtigt. Dazu zählen auch Suffizienz- und Degrowth-Perspektiven. Zum Schluss geben die Autor:innen Handlungsempfehlungen für eine feministisch fundierte und intersektional ausgerichtete Nachhaltigkeits- und Förderpolitik, die Naturrechte miteinbezieht.
Das Autor:innen-Team
Michelle Geiter und Laura Ortloff haben im Rahmen ihrer Masterarbeit im Studiengang Ökonomie – Nachhaltigkeit – Gesellschaftsgestaltung an der Expertise mitgeschrieben. Michelle ist mittlerweile Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Prof. Dr. Daniela Gottschlich. Daniela ist Professorin für Nachhaltigkeit und Gesellschaftsgestaltung bei uns an der HfGG. Sie ist Expertin für Politische Ökologie, Feministische Ökonomik, Demokratisierung gesellschaftlicher Naturverhältnisse sowie für die Verschränkung von Ökologie und Rechtsextremismus. Lina Hansen arbeitet an einem ökofeministischen Promotionsvorhaben. Dr. Andrea Vetter ist Transformationsforscherin an der BTU Cottbus. Lina und Andrea sind als Lehrbeauftragte eng mit der HfGG verbunden.
Der Gleichstellungsbericht der Bundesregierung
Pro Legislaturperiode veröffentlicht die Bundesregierung einen Bericht zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland. Im diesjährigen vierten Gleichstellungsbericht geht es um die „Gleichstellung in der ökologischen Transformation”. Jeder Gleichstellungsbericht besteht aus zwei Teilen: dem Gutachten einer unabhängigen Sachverständigenkommission, das den Stand der Gleichstellung analysiert und Handlungsempfehlungen entwickelt, sowie der Stellungnahme der Bundesregierung zum Gutachten. Die Erarbeitung des Gutachtens durch die Sachverständigenkommission wird durch externe, vorher ausgeschriebene Expertisen unterstützt. Die Expertisen unterlegen die Argumentation im Gutachten der Sachverständigenkommission.
Das passiert aktuell:

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